Herbstsemester 2024
30. September - 25. November

Visionen für das Leben von morgen

Als die Nachrichtenlage wieder einmal besonders düster geraten war, erließen verzagte Chefredakteure die Weisung, auf jeder redaktionellen Seite ihres Blattes zwingend eine gute Nachricht zu platzieren. Sie brauchte nicht lang zu sein, aber positiv. Sie ahnten, dass sich die Leserschaft bald abwenden würde. Wer will schon ausschließlich Hunger und Elend zum Frühstück? Dies geschah, als die USA gegen den Irak ins Feld zogen und in den Regalen hiesiger Supermärkte kurzfristig Mehl und Zucker zu Mangelware wurden, vor einem knappen Vierteljahrhundert also. Das Spektrum unseres Hamsterverhaltens hat sich inzwischen um Toilettenpapier und Jodtabletten erweitert, der Rest blieb gleich. Noch immer fühlt sich die kollektive Angst wie ein zu enger Handschuh an. Sind die Krisen – von Klima bis Krieg – nicht einfach zu groß? Und wir sind dann nichts weiter als Fleisch gewordene Ohnmacht? Nein, keineswegs. Denn hätte die Menschheit sich tatsächlich über Jahrhunderte kein Jota weiterentwickelt, wäre sie dann bis hierher gelangt? Wir haben uns umgeschaut. Das Tonikum der verpflichtend guten Nachrichten ließen wir unberührt. Ablenken beruhigt vielleicht, löst aber kein Problem. Auch den neongrellen Superlativen schenkten wir keine Beachtung. Die Zukunft wird kaum durch Marketing gerettet. Wir suchten nach tragfähigen, nachhaltigen Ideen für das Leben von morgen. Wer dazu tiefer gräbt, wird staunend fündig. Aber sehen Sie selbst.