Semester-Gedanke

Heldinnen und Helden

Fremd dröhnen die Kriegstrommeln in unsere postheroische Gesellschaft. Hat ja kaum einer Lust, sich totschießen zu lassen! Doch jetzt sollten wir schleunigst wehrhaft werden. Aber wie? Mit Waffen allein wird das nicht gehen. Wir brauchen eine neue Erzählung. Eine neue, alte Erzählung. Wir müssen Heldengeschichten schreiben. Doch uns fehlt die Fantasie.

Was macht Heldentum aus? Es ist selbstlos und mutig, manchmal tollkühn. Voller Aufopferung und Edelmut. Heldinnen und Helden handeln klug und entschlossen. Sie strahlen Charisma aus. Kurz: Sie verkörpern das Ideal eines Menschen.

Nur sind Ideale unerreichbar. Aber vielleicht ist es gut, nicht alles zu sehen. Sonst bemerkten wir die gekränkte Eitelkeit des Halbgottes Achill. Er lässt Tausende Griechen in die trojanischen Messer laufen, weil ihm Agamemnon seine weibliche Beute Briseis weggenommen hat. Solche Helden werfen lange Schatten.

Vielleicht sollten wir anderswo suchen: Unter den Pflegerinnen am Krankenbett. Bei den Helfern, die Verletzte aus Trümmern bergen. Bei denen, die für ihre Überzeugung ihr Leben riskieren und gegen den Strom schwimmen, soziale Isolation in Kauf nehmen. Die gar nicht anders können, weil sie sich sonst untreu wären. Nicht jeder Held ist laut. Wer sein Heldentum wie eine Standarte vor sich herträgt, sollte uns misstrauisch machen. Jede Zeit braucht ihre Helden. Wir müssen entscheiden, wen wir bewundern.

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Das Montagsforum ist eine universitäre, interdisziplinäre Veranstaltungsreihe im Kulturhaus Dornbirn, die sich in erster Linie an Menschen mit wachem und offenem Geist richtet und allen Interessierten offensteht.

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