Nachrichten von unterwegs
Karl-Markus Gauß ist seit vielen Jahren an den Rändern Europas, in unbekannten Regionen mit kaum bekannten ethnischen, sprachlichen, religiösen Gruppen unterwegs; seine Reisen führen ihn mitunter aber auch nicht weiter als durch seine eigene Wohnung und doch zugleich von dieser Position aus weit in die Welt hinaus. Aber „unterwegs“ ist Gauß nicht nur im Raum, sondern auch in der Geschichte, in verschiedenen Epochen. Häufig erzählt er in seinen Journalen von räumlich und zeitlich weit auseinanderliegenden Ereignissen, wobei er immer wieder überraschende, verblüffende Beziehungen und Verbindungen entdeckt. „Unterwegs sein“ ist für ihn eine Lebensform, die auch beinhaltet, eigene Gewissheiten immer wieder in Frage zu stellen. Vielfach gerühmt für seine selbstironische Haltung, thematisiert Gauß gerne, wie er zu seinen Auffassungen gekommen ist und warum er manche von ihnen wieder aufgegeben hat. Er beharrt auf dem Recht, sich selbst zu widersprechen und diese Widersprüche literarisch fruchtbar zu machen.