Globalisierungsfähigkeit oder kulturelle Aneignung? Eine europäische Musikgeschichte
So heterogen wie die europäische Kulturgeschichte ist auch die ihrer Musik: die Rahmenrasseln der Griechen und Römer finden sich bereits bei den Skythen am Schwarzen Meer sowie bei den Hochkulturen im Nahen Osten – denken wir etwa an das Systrum der Isis. Der Gregorianische Choral der römisch-katholischen Kirche hat seine Wurzeln unter anderem in der jüdischen Ritualmusik. Die Mauren brachten im 8. Jahrhundert ein Instrument namens „al oud“ nach Spanien aus dem sich – nicht nur sprachlich – die „Laute“ (im englischen the „lute“) entwickelte und in weiterer Folge die Gitarre („Zwingt die Saiten in Cythara“ lässt Bach den Chor in seiner Adventkantate singen – gemeint ist hier allerdings das Saiteninstrument der griechischen Antike).
Kulturtransfer findet aber auch im 20. Jahrhundert statt: der argentinische Tango ist mittlerweile auch in Finnland beheimatet, das berühmte „Köln-Konzert“ Keith Jarrets sowohl europäischer, als auch amerikanischer Jazz.
Noch ein Beispiel gefällig? Das US-amerikanische „Happy days are here again“ aus dem Jahr 1929 verwandelten die Comedian Harmonists ein Jahr später in Deutschland zu „Wochenend und Sonnenschein“, heute noch ein beliebter (deutscher) Schlager der dreißiger Jahre.
Eine „Europäische Musikgeschichte“ gibt es, aber eine Europäische Musik?
„Meine Sprache verstehet man durch die ganze Welt“ soll Haydn zu Mozart gesagt haben. Hat er Recht gehabt?