07. Nov. 2022, 09:30 - 11:30 Uhr

Das Erbe des Nationalsozialismus in Vorarlberg. Der spätere Umgang mit Tätern und Opfern

Erben ist ein Begriff von breiter Bedeutung: Er spielt in der Biologie eine ebenso bedeutsame Rolle wie im sozialen Leben und der rechtlichen Verfasstheit. Individuen, Ethnien, Gesellschaften und Ideologien hinterlassen Erbschaften, die von den jeweils Empfangenden als Wohltat, Orientierungshilfe oder Belastung empfunden werden. Auch Konflikte unter den Beteiligten sind den Erbschaften implizit. Nicht anders verhält es sich mit dem historischen Erbe, auf dem unser Staat und dessen politische Organisation basieren.

Das Jahr 1945 nach dem Ende des nationalsozialistischen Zivilisationsbruchs wurde oft als Stunde Null beschrieben. Doch erwies sich der Neubeginn in vielen politischen und gesellschaftlichen Bereichen mehr als Rückgriff auf ererbte Modelle und Haltungen, denn als voraussetzungsloser utopischer Entwurf. Vorsichtig angewandte Therapien gegen die Wucherungen des Ungeists blieben angesichts der Tiefe der vorausgegangenen Indoktrination, der Scham und der wirtschaftlichen Not nur mäßig erfolgreich. Um Fragen, wie mit dem nationalsozialistischen Erbe in Vorarlberg umgegangen wurde, geht es in diesem Vortrag.