Dr. Giovanni Netzer

Geboren 1967 in Savognin, Graubünden

Studium und Werdegang

Studium der Theologie, Philosophie, Kunstgeschichte, Liturgiewissenschaft und Theaterwissenschaft an der Theologischen Hochschule Chur und an der Ludwig-Maximilians-Universität in München

Die Fächerkombination resultiert aus Netzers ureigenem Interesse am Verhältnis von Kult und Theater, das er in frühchristlichen Liturgien und im japanischen Theater erforscht. Studienbegleitend realisiert er eine Vielzahl eigener Theaterprojekte, die mit theologischen Stoffen und kultischem Formenmaterial experimentieren.

Lizentiat in Theologie
2001 Promotion in Theaterwissenschaft über rätoromanische Barockdramen

Seit 2003 befasst Netzer sich mit dem kontinuierlichen Aufbau des Theaterfestivals Origen in Graubünden, das sich explizit mit alpiner Tradition auseinandersetzt, konsequent theaterferne Räume erforscht und mit der Sprachenvielfalt Graubündens experimentiert.
Sitz des Festivals ist die Burg Riom, eine 800-jährige Festung im gleichnamigen Bergdorf. Im Sommer 2015 wurde die herrschaftliche Scheune der Villa Carisch zum Wintertheater ausgebaut. Daneben bespielt das Festival Graubündens markante Landschaften, so etwa den Staudamm von Marmorera oder die weiten Seenlandschaften des Engadins – zu allen Jahreszeiten und Wetterbedingungen.

Der Rote Theaterturm auf dem Julierpass, auf 2’300 Meter über Meer gelegen, ist Origens dritte Spielstätte, die weltweit Beachtung findet.

In seiner Programmierung verzichtet Netzer auf jede epochale oder gattungsspezifische Bindung des Festivals und setzt konsequent auf einen thematischen, komplexen Spielplan, der von der gregorianischen Hore bis zur elektronischen Oper, von der Commedia bis zum zeitgenössischen Tanz, von der liturgischen Installation bis zur unterirdischen Klangperformance reicht – mit raschem Erfolg und einhelliger medialer Berichterstattung. Origen arbeitet mit Künstlern aus großen Tanzkompanien wie dem Wiener Staatsballett, dem Hamburg Ballett, dem Ballett des Marijinsky-Theaters oder der Pariser Oper. Origen gilt heute als innovativste, originärste und grösste Theaterinstitution Graubündens.

Preise und Anerkennungen (Auswahl)

2018 Wakkerpreis für einen sorgfältigen Umgang mit dem gebauten Kulturerbe
2012 Bündner Kulturpreis
2012 Preis der Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur
2008 Hauptpreis des Eliette von Karajan-Kulturfonds
2007 Hans-Reinhart-Ring
2004 Literarischer Werkauftrag der Kulturstiftung Pro Helvetia
2000 Kulturpreis der Cuminanza Radio e Televisun rumantscha CRR
1999 1. Preis Term Bel der Romanischen Literaturtage Dis da Litteratura rumantscha
1998 Kunstpreis Pro Arte Christiana des Bischof von Chur
1995 Literarischer Werkauftrag der Kulturstiftung Pro Helvetia
1994 1. Preis Term Bel der Romanischen Literaturtage Dis da litteratura rumantscha
1993 Förderungspreis der Regierung des Kantons Graubünden

Publikationen (Auswahl)

La Tor Cotschna. Der Julierturm und die vier Jahreszeiten, Nova Fundaziun Origen, 2019
König im Schnee. Wintermärchen in Seenlandschaft, Mitautor: Benjamin Hofer, Origen Sari, 2014
Murmarea. Apokalypse am Staudamm, Mitautor: Benjamin Hofer, Origen Sari, 2014
Si en parvis! Auf in den Himmel! Rätoromanische Dramen des 18. Jahrhunderts, Theaterkultur, 2001

Website: Origen Kultur Festival