Liebe Freundinnen und Freunde des Montagsforums,
Das war ja klar: Thomas Matt fragt nach einer Zigarrenmanufaktur und mir fällt nix Besseres ein als „Carmen“. Eigentlich ziemlich unhöflich. So wie die Zeitgenossen, die einem Gespräch nicht aufmerksam folgen, wenn es nicht um ihr Thema geht und so schnell wie möglich inhaltlich wieder in Richtung ihres Interessengebietes abbiegen. Kennen Sie das? Furchtbar!
Unhöflich möchte ich aber nicht sein, also tue ich kund und zu wissen, dass die korrekte Antwort auf Thomas Matts Frage „Romeo y Julieta“ lautet. Die Geschichte zu dieser Zigarre und Manufaktur in Kuba ist übrigens lesenswert, ich darf Sie da aber an meine gute Freundin Wikipedia weiterleiten, die weiß alles (fast).
Aber eines ist schon erwähnenswert: rund 300 Arbeitsschritte werden für die Herstellung einer echten Havanna-Zigarre benötigt, die Dinger kosten eine Lawine. Und wofür? Damit die Zigarrenraucher wie Kater Carlo ausschauen, wenn sie an ihren stinkenden Auspuffrohren nuckeln.
Wobei – wenn ich ehrlich bin – eine „Romeo y Julieta“ hat noch nie jemand in meiner Nähe genossen, vielleicht riecht die ja gut. Hoffentlich, bei dem Preis.
Ein Themenwechsel ist angesagt, eine Erklärung für all jene, die nicht opernaffin sind: „Carmen“ – die Oper von Georges Bizet war es, die mir als Erstes zum Thema Zigarrenmanufaktur eingefallen ist. So sind sie die Assoziationen, scheren sich keinen Deut um Genauigkeit und Geographie. Carmen hat in einer Zigarettenmanufaktur in Sevilla gearbeitet. Also weder Zigarre noch Havanna. Aber immerhin könnte man jetzt, passend zum Zigarrenthema die „Habanera“ aus der Oper „Carmen“ anhören.
Oder, falls man weder ein Zigarren-, noch ein Opern-Aficionado ist (eine Ziga……..Aficionada, des Genderns wegen): die 1. und einzige Sinfonie von Georges Bizet. Am 29. Oktober 1855 hat der damals 17jährige begonnen daran zu arbeiten, im November des gleichen Jahres hatte er sie vollendet.
Die Sinfonie war eine Aufgabe, die er im Rahmen seines Kompositionsstudiums am Conservatoire in Paris bewältigt hatte. Da ist Aufbruch und Freude drin, in den Ecksätzen. Kann man grad gut brauchen. Auf youtube gibt es einige Gesamteinspielungen, die Interpretation von Bernard Haitink am Pult des Concertgebouw Orkest sticht hervor.
Aber zurück zu Thomas Matts Brief, der uns nach Kuba lockt. Da war ich noch nicht, aber immerhin gegenüber, in Key West, am Southernmostpoint. Die Klänge des „Son Cubano“ kann man dort nicht mehr hören. Sie wissen schon: das ist der Musikstil, der durch Wim Wenders Film „Buena Vista Social Club“ und natürlich durch Ry Cooders gleichnamiges Album weltweit populär wurde. Der „Son Cubano“ gilt als die Musik der Alten. Kein Wunder, es lässt sich wahrlich und auch mit Arthrose formidabel dazu tanzen. Probieren Sie es aus mit dem Menschen Ihres Vertrauens oder alleine, das geht auch.
„Haaaallo,“ mault mein Unterbewusstsein, „du solltest noch was zu Romeo und Julia schreiben!“. Die Unerbittlichkeit meiner inneren Stimme lässt mich ans Bücherregal treten und nach „Die Launen der Liebe“ von Markus Gasser greifen. In dem finden sich noch weitere Liebesgeschichten der Weltliteratur: Bettine von Arnim und Goethe, Gabriel Garciá Márquez, Femina Daza und Florentina Ariza, Sylvia Plath und Ted Hughes und einige mehr. Geschichten die nicht ganz so tragisch enden wie bei Shakespeare. Brauchen wir ja im Moment echt nicht, tragische Schlüsse.
Sie wollen keine Liebesgeschichten lesen? Kann ich auch verstehen, dann hab ich noch was anderes für Sie, das könnte auch schon ein Weihnachtsgeschenk-Tipp sein:
„Die Wunderkammer der Deutschen Sprache“, herausgegeben von Thomas Böhm und Carsten Pfeiffer.
Sprache hat unendlich viel mehr zu bieten als Vokabeln + Grammatik. Wenn Sie Sprachschätze heben wollen, dann empfehle ich Ihnen dieses Buch.
Fehlt also nur noch der Schluss und die Frage, wer ihn wofür geschrieben hat:
WLADIMIR: Also? Gehen wir?
ESTRAGON: Gehen wir!
Sie gehen nicht von der Stelle.
VORHANG
Das erinnert mich ein bisschen an die Situation in der wir uns grad befinden.
Nichtsdestotrotz: Lassen Sie es sich gut gehen, so gut wie möglich!
Herzliche Grüße
Bettina Barnay