Liebe Freundinnen und Freunde des Montagsforums,

Frisch getestet (negativ), die Nase läuft auch nicht mehr, halt nur noch ein bisschen wegen der Kälte. „Heast bist du deppat is des koid!“ höre ich aus Wien, stimmt. Aber nicht jammern, ran an die Tasten:

Womit soll ich beginnen? Mit dem Rosenmontag, der sich heuer so ganz anders präsentiert als in den vergangenen Jahren? Oder doch lieber mit Harry Rowohlt und dessen Kolumne in der ZEIT „Pooh´s Corner“? 

Danke Thomas Matt für die Frage danach und die Erinnerung daran, ich hab die Gesamtausgabe schon bei der Buchhändlerin meines Vertrauens gekauft und jetzt steht einer der Bände auf meinem Nachtkästchen, der andere liegt auf dem Couchtisch. Allzeit bereit quasi.

Harry Rowohlt hat dem „Bär von geringem Verstand“, der namengebend für Rowohlts Kolumnen war, auch die Stimme geliehen. In einem der schönsten Hörbücher die ich kenne: „Pu der Bär“. 

Rowohlt hat nicht nur für die Übersetzung des Originaltextes gesorgt, er hat das Werk auch eingelesen. Und wie! Wenn ich jetzt „süffig“ schreibe, dann hat das nichts mit Harry Rowohlts Hang zu Hochprozentigem zu tun, sondern mit seiner Lese-, nein Erzählgeschwindigkeit. Rowohlt LIEST das Buch (scheinbar) nicht, er erzählt es. Deswegen klingt es so…, ja einfach süffig. Um Ernst Jandl, aus dem Zusammenhang gerissen, zu zitieren: es „tröpfelt in die Ohren“. Kennen Sie Jandls Gedicht „Ohren im Konzert“? 

Nein, ich denke jetzt nicht darüber nach wie lange meine Ohren schon nicht mehr in einem Konzert waren, lieber weiter an Rowohlts unvergleichliche Stimme.

Kinder, denen die Eigenschaft zuzuhören noch nicht abhandengekommen ist, lauschen den Geschichten von Pu dem Bären und seinen Freunden gebannt. Wir Großen, die das Kind in uns noch nicht verloren haben, sitzen schmunzelnd genießend dabei und freuen uns nicht nur über den Text, sondern auch und im Speziellen über die Art und Weise wie Rowohlt den Protagonisten sprachliche Besonderheiten schenkt. Ach die Oile- wie er die reden lässt: hinreißend! 

Nun aber zum Rosenmontag. 

Oder, nein, warten Sie: ich muss Ihnen noch das Buch ans Herz legen, das vor „POOH´S CORNER“ auf meinem Nachtkästchen lag: Karl-Markus Gauß´ „Die unaufhörliche Wanderung“. Ich war mit Gauß in Venedig, bin mit ihm durch Salzburg spaziert und habe mich von ihm fassungslos zum größten Truppenübungsplatz in Mitteleuropa begleiten lassen, literarisch natürlich. Gauß gehört für mich auch zu den Autoren, die so schreiben, als würden sie einem die Geschichte erzählen. Das mag ich. Also: heiße Empfehlung Nummer 2! 

Apropos heiße Empfehlung: wie heißt denn der Koch, der 1989 vom Gault-Millau zum Koch des Jahrhunderts ernannt wurde, der Wegbereiter der Nouvelle Cuisine war, dessen Restaurant L’Auberge du Pont de Collonges 54 Jahre lang, ohne Unterbrechung, mit drei Michelin Sternen ausgezeichnet worden ist? 

Was Kulinarisches im Rätselteil zwischen Philosophischem oder Musikalischem kann auch nicht schaden. Vielleicht schlägt sich das dann in der Wahl Ihres heutigen Menüs nieder. Zuerst ein Coq au vin, dann eine Mousse au chocolat nach den Rezepten des Meisters.

Bliebe nur noch der Rosenmontag, empathische Leser*innen ahnen es bereits, das wird irgendwie nix mehr mit einem literarischen Exkurs zu diesem Thema. Sie ahnen es, Fasching ist nicht meine Lieblingsjahreszeit, deswegen geht er mir heuer nicht ab. Maskiert sind wir eh dauernd, bei der Kälte hat man auch automatisch eine rote Nase, das muss genügen.

Vielleicht ist Thomas Matt der überzeugtere Faschingsnarr als ich, aber wenn er seinen nächsten Montagsimpuls verfasst ist schon Fastenzeit. 

Tja – dann vielleicht nächstes Jahr. Mit den „Vielleichts“ haben wir ja in den letzten Monaten zu leben gelernt. 

Eine Weisheit von Pu dem Bären möchte ich Ihnen abschließend noch mitgeben:

„Eine kleine Überlegung, ein kleiner Gedanke an andere, macht den ganzen Unterschied aus.“

Wir denken an Sie und haben schöne und spannende Ideen für die Zeit nach dem großen Vielleicht.

Und schon jetzt: sehr herzliche Grüße


Bettina Barnay