Liebe Freundinnen und Freunde des Montagsforums,

so viele Impulse in einem Brief! Ich weiß gar nicht recht wo ich anfangen soll. 

Mein erster Gedanke nach der Lektüre des Briefes von Thomas Matt galt St. Gallen. Allerdings habe ich nicht an die Bibliothek gedacht, sondern überlegt, ob es das Café Roggwiller in der Multergasse wohl noch gibt. Unvergessliche Kindheitsmomente habe ich dort verbracht.

Und wenn ja, ob es dann noch so bezaubernd samtig, golden und rosarot ist wie in meiner Erinnerung? Eigentlich hätten da nur frisch ondulierte Damen mit gepuderten Nasen, weißen Lederhandschuhen und Schmetterlingsbrillen hineingepasst. 

Meine Mutter hat sich dennoch mit mir in dieses verspiegelte Eldorado gewagt. Himbeersaft gab es für mich und eines dieser Sandwiches, auf denen eine durchsichtige aber essbare Schicht (das Wort Gelee kannte ich damals noch nicht) dafür gesorgt hat, dass das perfekte Zusammenspiel von Schinken, Ei, Spargel und einem Tupfen Mayonnaise nicht verrutschen konnte. Bis ich es dann aß, mit einem silbernen Messerchen und dem dazu gehörigen Gäbelchen. Die Sieben Zwerge hätten ihre rechte Freud gehabt an dem Besteck. 

Für meine Mutter gab es übrigens einen großen Braunen und ein Vermicelle. Nichts für mich das Kastanienpüree. Der Kaffeelöffel balancierte auf dem Glas Wasser, nein es war ein Gläschen, um genau zu sein.

Ach ein Ausflug nach St. Gallen, derzeit erscheint er einem in etwa so aufwändig wie die Begehung der tiefsten Doline der Südhalbkugel. Nein, ich frag Sie jetzt nicht wo die ist, dafür sag ich Ihnen, dass der Barockbaumeister nach dem Thomas Matt gefragt hat, Peter Thumb heißt. 1681 wurde er in Bezau geboren, 1766 ist er in Konstanz gestorben, in dieser Stadt hatte er 1725 das Bürgerrecht erhalten, 12 Jahre später wurde er dann sogar Mitglied des „Großen Rats“. 

Gerne organisieren wir eine Reise zu einigen seiner schönsten Bauten zwischen Elsass und Bodensee. Dann, wenn wir wieder dürfen. Das Kurathaus in Au besuchen wir natürlich auch. Warum denn in die Ferne schweifen….. 

Apropos “Sieh, das Gute liegt so nah“: Um noch die Frage zu beantworten, die Thomas Matt beschäftigt hat: Filzpantoffeln muss man in Ilse Konrads Atelier-Wohnung keine überziehen, da darf man mit Schuhen hinein. Und mit Maske natürlich. Die Resonanz auf unseren Aufruf, Frau Konrad zu besuchen war groß. Das freut uns ebenso wie die Tatsache, dass wir bereits zwei Drittel unseres CD Lagers an die Frau und den Mann gebracht haben. Ihre Großzügigkeit und Spendenbereitschaft haben uns sehr berührt. Danke dafür!

Es gibt noch CDs, die aktualisierte Liste ist angefügt und da steht jetzt auch der Vortrag von Dr. Markus Schlagnitweit drauf. Er war der letzte, den wir noch hören und sehen durften bevor wir, sie wissen eh…

Aktuell ist ein Buch erschienen, das Dr. Schlagnitweit gemeinsam mit der alttestamentlichen Exegetin Dr. Daniela Feichtinger herausgegeben hat: „Was würde Jesus tun?“. So heißt das Buch, das sich mit eben dieser Frage beschäftigt. Auf dem Titelbild: ein Boot mit Geflüchteten und bereits im Vorwort die Erinnerung daran, dass das Gelingen des eigenen Lebens maßgeblich daran hängen sollte, wie wir uns den Notleidenden dieser Welt gegenüber verhalten. Und wenn in vielen Rezensionen des Buches folgender Satz zitiert wird: „Es gibt für Christinnen und Christen auch heute eine moralische Pflicht zu couragiertem Widerstand gegen Gewalt, Unrecht und jede Form von Machtmissbrauch.“, dann möchten die beiden Autoren ganz bestimmt nicht fehlinterpretiert und in einen Topf mit maskenlosen Anti-Corona Demonstrant*innen geworfen werden. Dazu gleich der zweite Buchtipp: „EINSPRUCH“ von Ingrid Brodnig, erschienen im Brandstätter Verlag. Wenn Sie wissen möchten, wie Sie auf Verschwörungsmythen und Fake News wirksam reagieren können, lesen Sie das Buch. Wenn Sie das gar nicht müssen (kontern) gratulieren ich Ihnen herzlich zu Ihrem Freundes- und Familienkreis.

Die Karwoche ist angebrochen und auch wenn sich das Osterfest erneut anders präsentieren und anfühlen wird als vor 2020, unsere Kinder/Enkel*innen wollen beschenkt werden. 

Als Osterhasen fürs Gehirn und das Gemüt bieten sich folgende Bücher an:

„Sapiens Der Aufstieg“Yuval Noah Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ als Graphic Novel, das Wort „Comic“ würde dem Format nicht gerecht. Wie konnte sich ein so schwaches Tier wie der Mensch den Planeten Erde Untertan machen? Yuval Noah Harari tritt in seinem Buch selbst auf und geht zusammen mit seiner Nichte Zoe diesem Rätsel auf den Grund – mit Hararis unvergleichlichem Witz, viel Charme und einer Menge an schrägen Ideen. Für alle Wissbegierigen ab etwa 10 Jahren.

Theoretisch für Mädchen ab 8 oder so, praktisch aber auch für Buben die kein Problem mit klugen Mädchen haben: „Matilda“ von Roald Dahl. Ein Klassiker und eine hinreißende Geschichte um ein Mädchen, das hochbegabt aber mit ebenso kriminellen wie kriminell dummen Eltern geschlagen ist, und in ihrer Lehrerin ihre Retterin in jeder Beziehung findet.

Auch sehr schön und für Volksschulkinder: „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“ von Marc Uwe Kling. Sehr vergnüglich das Buch, auch für die Vorlesenden!

Vielleicht möchten Sie aber auch sich oder andere Erwachsene beschenken

Für Krimi Fans: Es gibt weitere Übersetzungen aus der „Inspektor Gamache“-Reihe von Louise Penny, Sie erinnern sich? Die Krimis, die im verschlafenen Ort Three Pines in Kanada spielen.

Und für historisch interessierte Damen und Herren: „Ferdinandea“ von Armin Strohmeyr. Im Juli 1831 taucht südlich von Sizilien eine Insel aus dem Mittelmeer auf. Goethe, Humboldt oder der Earl of Grey, sie alle sind fasziniert. Allein, die Insel gibt es nicht lange. Spannend, amüsant, klug und mit interessanten Seitensträngen zur Literatur- und Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts.

Ostern kann kommen, der Sommer soll kommen, da stimme ich Thomas Matt zu 100% zu. Nicht nur da.

Ihnen wünsche ich Frohe Ostern, sonnige Stunden, fröhliche Momente, überwiegend gute Laune, immer ein spannendes Buch in Griffweite und Gesundheit!

Herzliche Grüße

Bettina Barnay