08. Mai 2023, 09:30 - 11:30 Uhr

Europa im Spannungsfeld des internationalen Handels

Internationaler Handel ist Teil des täglichen Lebens von jeder und jedem einzelnen von uns. Ob direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst, gewollt oder auch nicht. In der EU sind Bananen aus Lateinamerika oder Textilien aus Südostasien genauso eine Selbstverständlichkeit, wie Technologien, die seltene Erden aus Afrika und Ostasien benötigen. Dennoch beschränkten sich Diskussionen primär auf akademische und politische Kreise.

Ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist internationaler Handel und Handelspolitik besonders mit negativen Schlagzeilen seit 2017 als US-Präsident Trump den Begriff „Handelskrieg“ prägte und die Märkte regelmäßig mit Tweets ins Wanken brachte.

Spätestens seit 2020 befindet sich die EU-Handelspolitik dauerhaft im Ausnahmezustand. Die COVID-19-Pandemie zeigte innerhalb weniger Wochen auf, welche Folgen Unterbrechungen einzelner internationaler Lieferketten für die gesamte Weltwirtschaft haben können; aber auch, wie schnell Länder mit handelspolitischen Maßnahmen reagieren, die grundsätzlich darauf ausgerichtet wären, die lokale Bevölkerung zu schützen, de facto aber die Krise für alle vertiefen.

Hinzu kamen unter anderem das Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU im Jänner 2021, der Krieg in der Ukraine seit dem Frühjahr 2022, und die sich immer weiter zuspitzende Klimakrise.

Diese Krisen werfen fundamentale Fragen zu internationalem Handel auf im Hinblick auf Abhängigkeiten, Anfälligkeiten von Lieferketten, Vertrauenswürdigkeit der Handelspartner, und Aspekte der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit: Wieviel wollen wir künftig handeln? Womit? Mit wem? Und wie? Gerade im Krisenkontext sollte zudem nicht außer Acht gelassen werden, dass internationaler Handel und Handelspolitik als Instrumente – sowohl auf nationaler als auch multilateraler Ebene – genutzt werden können, um Krisen zu bewältigen oder ihnen vorzubeugen.