Das Wagnis der Verantwortlichkeit. Häusliche Carearbeit und schwindende Dienstleistungen
Wer einen Pflegeberuf ergreift, begibt sich in ein hohes Maß an Verantwortlichkeit – wohl wissend, dass diese mitunter sehr belastend sein kann. Das wirft die Frage auf, welchen Stellenwert wir welcher Arbeit zugestehen und was dieser über unsere Gesellschaft erzählt. Wie viel Anerkennung und Unterstützung erhalten pflegende Angehörige, die einen Großteil der Care-Arbeit zu Hause leisten und damit das Gesundheitssystem in Vorarlberg entlasten – während sie für die möglichst langandauernde hohe Lebensqualität ihrer Angehörigen sorgen? Und wie lange halten Pflegefachkräfte durch, wenn sie regelmäßig über ihre Kräfte gehen, um den bereits jetzt herrschenden Personalmangel auszugleichen? Der aktuelle Film „Heldin“ von Petra Volpe begleitet eine junge Pflegefachkraft während einer Spätschicht in einem Schweizer Krankenhaus und zeigt eindringlich, weshalb dieses Arbeitsumfeld dringend bessere Rahmenbedingungen für alle Beteiligten braucht. Die großzügig verliehene Bezeichnung der Heldinnen- und Heldenrollen täuscht über fehlende, angemessene Rahmenbedingungen hinweg, aber auch das Klatschen auf dem Balkon während der Pandemie wendet eine drohende Überarbeitung nicht ab.
Allerdings zeigen positive Beispiele, wie Menschen in der Pflege und Betreuung beruflich und zu Hause unterstützt werden können. Sie sind kein Geheimnis und ließen sich sehr einfach ausweiten. Dies führt zurück zur Eingangsfrage: Wie bewerten wir welche Arbeitsleistung und was erzählt uns das über unsere Gesellschaft?