Liebe Freundinnen und Freunde des Montagsforums,

meine Antwort auf Thomas Matts MONTAGS IM P U L S ist ein schlichtes aber dafür ehrliches NEIN. Die Kardinaltugenden habe ich nicht auf Anhieb zusammengebracht. Und zwar echt nicht, auch nicht auf…. Was ist das Gegenteil von „Anhieb“ und warum heißt es überhaupt „Anhieb“? Weil das Wort von „anheben“ kommt. In Johann Sebastian Bachs Matthäus Passion heißt es zum Beispiel in einem Rezitativ: „Da hub er an sich zu verfluchen.“ Aber darum geht es jetzt nicht, es geht um die Kardinaltugenden.

Peinlicherweise fiel mir zu Kardinal als aller Erstes die Kardinalschnitte ein, mit der wir unserer Großmutter väterlicherseits die letzten Lebensmonate versüßt haben (im wahrsten Sinne des Wortes). Das Kaffeehaus in dem wir diese Kardinalschnitte besorgen mussten war in Bregenz. Wie es hieß ist mir entfallen. In der Reichsstraße war es, Ecke Steinenbach. Nein, das ist noch nicht das Rätsel der Woche, aber wenn Sie zufällig wissen wie das Kaffeehaus hieß und mir schreiben, freue ich mich sehr.

Auf Platz 2 meiner Assoziationen lagen ex aequo der kirchliche Würdenträger und der Vogel, den live zu hören und zu sehen ich noch nicht das Glück hatte, gelesen habe ich aber viel über ihn und angeschaut (auf Bildern) hab ich ihn oft, er ist besonders schön, der rote Kardinal. 

All das brachte mich selbstverständlich kein bisschen weiter bei der Auflösung der Montagsfrage. 

Allerdings hat mich das Wort TUGEND von dem Moment an beschäftigt, in dem ich Thomas Matts Brief am vergangenen Sonntagabend gelesen hatte. Reimer Gronemeyer, so schreibt er, „fügt den altbekannten Tugenden noch neue hinzu, darunter die Sanftmut und die Gelassenheit.“

Beides hätte ich dringend gebraucht am Morgen danach auf dem Weg ins Büro. Ausnahmsweise war ich mit dem Auto unterwegs und wurde dafür schon wenige Meter nach der Ausfahrt aus der Garage gestraft: da hätte ich nämlich links abbiegen müssen in jene Straße, die Schwarzach und Wolfurt mit Dornbirn verbindet und auf der sich der morgendliche Pendlerverkehr vor sich hin quälte. Stockend, so nennen die das im Verkehrsservice. Man könnte also meinen, dass es in der Kolonne auf ein Auto mehr oder weniger nicht angekommen wäre. Aber weit gefehlt. Gezählte 78 Autofahrer*innen rollten im Schritttempo und mit sturem Blick nach vorne an mir vorbei. War es schnöde Ignoranz oder bewusstes Wegschauen? Ich wollte grad zu Toben anfangen, da fiel mir Thomas Matts Impuls ein. Zu den Tugenden, derer wir uns wieder besinnen sollten, da war ich mir sicher, zählt bestimmt auch Geduld. Sollte ich jemals wieder im Büro ankommen, was zu diesem Zeitpunkt eher unwahrscheinlich schien, würde ich diesbezüglich recherchieren. 

Sie merken es an diesem Mail, es gelang und ich erkannte: ich hatte mich geirrt. Geduld zählt nicht zu den Kardinaltugenden, dabei benötigen wir die grad sehr. 

Nun gäbe es zum Thema Kardinaltugenden einiges zu schreiben. Wenn Sie sich noch nicht eingehend mit dem Thema beschäftigt haben, wird es Sie nicht so besonders interessieren. Wenn schon, trage ich Eulen nach Athen. Deswegen nur in aller Kürze, wir unterscheiden zwischen den christlichen Tugenden: Glaube, Liebe, Hoffnung und den weltlichen Tugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung.

Jetzt hätten wir genügend Stoff für einen Diskussionsabend in größerer Runde, allerdings baut uns Corona derzeit einen Berg aus Wenns und Abers und wir wissen noch überhaupt nicht wann wir den überwinden können.

Bis dahin empfiehlt es sich, bei entsprechender humoristischer Veranlagung: „Manah manah“ von den Muppets anzuhören https://www.youtube.com/watch?v=8N_tupPBtWQ , oder wenn Sie es erhebender angehen möchten: Jacqueline du Pré ist heute vor 37 Jahren gestorben. Ihre Interpretation von Edward Elgars Cellokonzert eignet sich hervorragend dafür, sich für rund 32 Minuten aus dem Alltag auszuklinken: https://www.youtube.com/watch?v=OPhkZW_jwc0 – Die Werbung davor muss man halt überspringen, aber dann…..

Davor aber noch die Frage: es gibt einen sehr bekannten Moderator eines deutschen öffentlich-rechtlichen Senders, der mittlerweile zwar in Pension dennoch – ob seiner Souveränität – unvergessen ist. Er hat als Korrespondent der ARD in Washington, D.C. gearbeitet und später im Frankreich-Studio der ARD. Seine Liebe zu Frankreich hat er in einigen Büchern mit seinen Lesern geteilt. 

1995 hat er das „Buch der Tugenden“ herausgegeben. Texte von Philosophen, Dichtern, Theologen, Weisheitslehrern von der Antike bis zur Gegenwart und damit die entscheidenden Verhaltensregeln hat er darin gesammelt. 

Wie heißt der Journalist und Autor? 

Wenn Sie es wissen, haben Sie auch schon den heutigen Buchtipp zur Hand. Wenn nicht, wird Ihnen Thomas Matt am 2. November die Frage beantworten.

Mir bleibt nur noch, einen Satz mit Ihnen zu teilen, der mir bei meiner Recherche zum Thema „Tugenden“ begegnet ist:

Das Leben glückt dann, wenn der Mensch die Möglichkeiten verwirklicht, die in ihm angelegt sind.

In diesem Sinne: Alles Gute!

Herzliche Grüße

Bettina Barnay